Vor dem Spiegel
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Vor dem Spiegel
Es ist der Abend der letzten Aufführung von „Carmen“ im Stadttheater. Anna ist elf Monate lang jeden Abend aufgetreten und es hat ihr nie an Begeisterung gefehlt. Sie ist stolz auf ihre Arbeit.
Vor jeder Vorstellung macht sie sich sorgfältig vor dem Spiegel zurecht. Am Theater schminkt man sich stark, damit das ganze Publikum bis zur letzten Reihe die Gesichtszüge erkennt. Auch die Falten! Anna pudert zuerst ihr Gesicht und … hatschi … etwas Puder hat sie durchs Nasenloch eingeatmet.
Nun sind die Augen dran. Die Augenlider schminkt Anna dunkelbraun. Die Augenbrauen zeichnet sie mit einem schwarzen Pinsel nach und die Wimpern betont sie mit Mascara.
Zum Schluss malt sie sich ein Muttermal ans Kinn und weil es sich um eine moderne Version der Oper handelt, bekommt ihre Figur auch einen goldenen Zahn. Dieser spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle.
Nun ist Anna fertig. Sie steht auf und macht sich bereit, hinauszugehen. Ach, wie kann sie nur so zerstreut sein! Sie hat doch komplett ihre Lippen vergessen. Hastig kehrt Anna zum Spiegel zurück und trägt den Lippenstift auf: zuerst auf die Oberlippe und dann auf die Unterlippe.
Jetzt kann es aber losgehen! An der Tür zu ihrer Garderobe hängt ein Foto von ihrem älteren Bruder. Um sich Glück zu wünschen, streckt sie ihm vor dem Hinausgehen die Zunge raus.