Verwendung der 4 deutschen Fälle

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Was sind die deutschen Fälle?

Im Deutschen gibt es vier Fälle (auch Kasus genannt): Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Bestimmte Verben oder Präpositionen verlangen einen bestimmten Kasus. Das heißt, wir müssen Artikel, Nomen, Pronomen und Adjektive an diesen Fall anpassen – sie werden dekliniert.

Auf dieser Seite lernst und übst du, wann wir welchen Kasus verwenden. Willst du zunächst die Deklination der einzelnen Wortarten erlernen oder wiederholen, wechsle zu den Themen Nomen und Artikel, Pronomen oder Adjektive.

Wie fragt man im Deutschen nach den Fällen?

Wie fragt man im Deutschen nach dem Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ? Nehmen wir folgenden Beispielsatz, in dem alle Fälle vorkommen und schauen wir uns die Fragen für die einzelnen Satzglieder an.

Beispiel:
Wegen des schönen Wetters kommt die Chefin meines Teams jeden Tag mit dem Fahrrad ins Büro und sie bringt dem ganzen Team am Morgen frisches Obst aus ihrem Garten mit.
  • Nach dem Nominativ fragt man mit Wer/Was.
    Beispiel:
    Wer/Was kommt mit dem Fahrrad ins Büro? → die Chefin
    Wer/Was
    bringt frisches Obst mit? → sie
  • Nach dem Genitiv fragt man mit Wessen oder Weswegen.
    Beispiel:
    Wessen Chefin kommt mit dem Fahrrad? → die Chefin meines Teams
    Weswegen kommt die Chefin mit dem Fahrrad ins Büro? → wegen des schönen Wetters
  • Nach dem Dativ fragt man mit Wem, Wie, Wo, Woher und Wo + Dativ-Präposition (Womit, Wozu).
    Beispiel:
    Wie/Womit kommt die Chefin ins Büro? → mit dem Fahrrad
    Wem bringt sie frisches Obst mit? → dem ganzen Team
    Woher
    bringt sie Obst mit? → aus ihrem Garten
  • Nach dem Akkusativ fragt man mit Wen/Was, Wohin, Wie oft.
    Beispiel:
    Wie oft kommt sie mit dem Fahrrad? → jeden Tag
    Wohin kommt sie? → ins Büro
    Wen/Was bringt sie mit? → frisches Obst

Wann verwenden wir im Deutschen welchen Fall?

Verschiedene Verben, Adjektive und Präpositionen verlangen im Deutschen einen bestimmten Kasus/Fall.

Nominativ

Der Nominativ ist der 1. Fall (Wer-Fall) – es ist die Grundform von Adjektiv, Nomen und Pronomen. Im Nominativ steht:

  • das Subjekt des Satzes (Wer/Was?)
    Beispiel:
    Der tierliebe Junge pflegt das verletzte Eichhörnchen.
    Wer/Was pflegt das verletzte Eichhörnchen?
  • eine Ergänzung zum Subjekt mit den Verben sein, werden, bleiben (= prädikativer Nominativ)
    Beispiel:
    Der tierliebe Junge möchte Tierarzt werden.
    Wer/Was will der Junge werden?

Genitiv

Genitiv ist der 2. Fall (Wessen-Fall). Wir verwenden Genitiv in folgenden Situationen:

  • um eine Zugehörigkeit anzuzeigen
    Beispiel:
    Die Frau ist die Direktorin unserer Schule.
  • mit bestimmten Verben, z. B.
    jemanden einer Sache anklagen/beschuldigen/bezichtigen/überführen, sich einer Sache brüsten/enthalten/rühmen/schämen/erinnern/freuen, einer Sache gedenken/Herr werden/bedürfen
    Beispiel:
    Der Verdächtige wird des Mordes beschuldigt.
  • mit bestimmten Adjektiven
    sich einer Sache bewusst sein, einer Sache kundig/mächtig/(un)würdig/überdrüssig sein
    Beispiel:
    Wir sind uns unserer großen Verantwortung bewusst.
  • mit bestimmten Präpositionen (Ausnahmen siehe Info-Box)
    abzüglich, angesichts, anhand, anlässlich, anstatt, anstelle/an Stelle, aufgrund/auf Grund, außerhalb, ausschließlich, beiderseits, betreffs, bezüglich, diesseits, einschließlich, entlang …, exklusive, hinsichtlich, inklusive, innerhalb, jenseits, kraft, laut, links, mangels, nördlich, oberhalb, östlich, rechts, südlich, trotz, ungeachtet, unterhalb, unweit, während, wegen, westlich, zuzüglich, zwecks …
    Beispiel:
    Die Bewerbung sollte inklusive des Anhangs nicht länger als 10 Seiten sein.
    Die Bewerbung sollte inklusive aller Anhänge nicht länger als 10 Seiten sein.

Dativ oder Nominativ nach bestimmten Genitiv-Präpositionen

Nach einigen Genitiv-Präposition kann das Nomen ohne flektierte Form wie Artikel, Adjektiv usw. stehen. Das betrifft vor allem die Präpositionen inklusive/einschließlich, exklusive/ausschließlich, anstatt/statt, abzüglich, zuzüglich, laut, mangels, trotz, während, wegen.

Ohne flektierte Form steht nach den Präpositionen nicht Genitiv, sondern es gilt Folgendes:

  • Nomen im Plural, die nicht auf -s oder -n enden, verwenden wir im Dativ (wir hängen -n an).
    Beispiel:
    Die Bewerbung sollte inklusive (zwei) Anhängen nicht länger als 10 Seiten sein.
    (nicht: inklusive Anhänge)
  • Nomen im Singular verwenden wir im Nominativ.
    Beispiel:
    Die Bewerbung sollte inklusive Anhang nicht länger als 10 Seiten sein.
    (nicht: inklusive Anhangs)

Die Präpositionen inklusive und exklusive können auch nachgestellt werden. Dann verwenden wir Nominativ auch für zugehörige Artikel, Adjektive usw.

Beispiel:
Die Bewerbung sollte – der Anhang inklusive – nicht länger als 10 Seiten sein.
(nicht: des Anhangs inklusive)
Die Bewerbung sollte alle Anhänge inklusive nicht länger als 10 Seiten sein.
(nicht: aller Anhänge inklusive)

Dativ

Dativ ist der 3. Fall (Wem-Fall). Wir verwenden Dativ:

  • mit bestimmten Verben, z. B.
    antworten, danken, folgen, gefallen, gehören, gehorchen, glauben, gratulieren, helfen, leidtun, vertrauen, verzeihen, wehtun, widersprechen, zuhören, zustimmen, liegen, sitzen, stehen
    Beispiel:
    Die Groupies folgen dem Schauspieler überall hin.
  • mit bestimmten Präpositionen
    aus, aus … heraus, außer, bei, dank, gegenüber, mit, nach, seit, von, von … aus, zu, bis zu, … zufolge
Beispiel:
Seit ihrer Geburtstagsfeier habe ich nichts mehr von meiner Schwester gehört.

Akkusativ

Akkusativ ist der 4. Fall (Wen-Fall). Wir verwenden Akkusativ:

  • mit allen transitiven Verben (vt), z. B.
    besuchen, essen, fragen, haben, kaufen, kennen, sehen, tragen, vergessen
    Beispiel:
    Er trägt einen grünen Pullover.
  • mit bestimmten Präpositionen
    durch, … entlang, für, gegen, ohne, um
Beispiel:
Wir gehen die Straße entlang.

Dativ oder Akkusativ?

In einigen Situationen ist es gerade für Nichtmuttersprachler nicht so leicht zu wissen, wann wir Dativ und wann wir Akkusativ verwenden müssen. Hier findest du die wichtigsten Unterschiede:

Direktes vs. indirektes Objekt

Einige Sätze haben ein Akkusativ- und ein Dativobjekt. (Vergleiche aber die Ausnahmen im Info-Kästchen.)

Beispiel:
Die Teamleiterin erklärt dem neuen Mitarbeiter die Aufgaben.
jemandem etwas erklären

Das direkte Objekt ist das Akkusativobjekt; es handelt sich dabei häufig um Unbelebtes (etwas, hier: die Aufgaben). Das indirekte Objekt ist das Dativobjekt; hierbei handelt es sich normalerweise um ein Lebewesen (jemandem, hier: der neuen Mitarbeiterin).

Das Akkusativobjekt (direktes Objekt) ist für einen grammatikalisch vollständigen Satz notwendig; transitive Verben benötigen immer ein Akkusativ-Objekt. (Nur mit dem indirekten Objekt ergibt sich kein vollständiger Satz.)

Beispiel:
Die Teamleiterin erklärt die Aufgaben.
(aber kein vollständiger Satz: Die Teamleiterin erklärt dem neuen Mitarbeiter.)

Das Dativobjekt (indirektes Objekt) ergänzt, für wen die Handlung bestimmt ist.

Beispiel:
Die Teamleiterin erklärt dem neuen Mitarbeiter die Aufgaben. (Dativobjekt)

Beachte: Verben mit 2 Akkusativobjekten

Folgende Verben haben immer zwei Akkusativobjekte: abfragen, angehen, fragen, kosten, lehren, nennen/schimpfen

Beispiel:
abfragen → Kannst du mich noch einmal die Vokabeln abfragen?
angehen (= betreffen) → Das geht dich einen feuchten Dreck an!
fragen → Er fragte mich viel Unsinniges.
kosten → Es kostet dich nur einen Augenblick Geduld.
lehren → Die strenge Ausbildung lehrte ihn das gute Benehmen.
nennen/schimpfen → Er nannte/schimpfte mich einen Lügner.

Reihenfolge von Dativ- und Akkusativobjekt

Normalerweise verwenden wir das Dativobjekt vor dem Akkusativobjekt.

Beispiel:
Die Teamleiterin erklärt dem neuen Mitarbeiter die Aufgaben.
Dativobjekt vor Akkusativobjekt

Die Objekte sind meist aber austauschbar. Dies ist eher eine stilistische Frage – man ordnet die Satzglieder danach, worum es vor oder nach diesem Satz geht.

Beispiel:
Unser Team hat viele wichtige Aufgaben zu erledigen. Die Teamleiterin erklärt die Aufgaben gerade dem neuen Mitarbeiter, der erst seit ein paar Tagen bei uns ist.
Akkusativobjekt vor Dativobjekt, weil es im Satz davor um die Aufgaben geht und im anschließenden Relativsatz um den Mitarbeiter.

Ist eins der Objekte ein Personalpronomen, muss es aber an erster Stelle stehen.

Beispiel:
Die Teamleiterin erklärt ihm die Aufgaben.
Die Teamleiterin erklärt sie dem neuen Mitarbeiter.

Sind jedoch beide Objekt ein Personalpronomen, muss das Akkusativobjekt zuerst genannt werden.

Beispiel:
Die Teamleiterin erklärt sie ihm.
(nicht: Die Teamleiterin erklärt ihm sie.)

Wann

Zeitangaben können im Dativ oder Akkusativ stehen.

  • Ohne Präposition verwenden wir Zeitangaben im Akkusativ.
    Beispiel:
    Jeden Morgen bringt sie Obst mit.
  • Mit Präposition verwenden wir Zeitangaben im Dativ.
    Beispiel:
    Am Morgen bringt sie Obst mit.

Wo vs. Wohin

Folgende Präpositionen können Position und Richtung angeben:
an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen

Beachte: Präposition zu

Nach der Präposition zu verwenden wir stets den Dativ, obwohl die Präposition ebenfalls eine Richtung (Wohin?) angibt:

Beispiel:
Wir gehen zum Supermarkt.
Wohin gehen wir? (zum = zu dem)

Dativ verwenden wir, wenn wir einen Ort/eine Position angeben. Die Frage nach dem Dativ lautet Wo?

Beispiel:
Wir haben deine Eltern in der Oper getroffen.
Wo haben wir deine Eltern getroffen? → Dativ

Akkusativ verwenden wir, wenn wir eine Richtung/ein Ziel angeben. Die Frage nach dem Akkusativ lautet Wohin?

Beispiel:
Wir gehen heute Abend in die Oper.
Wohin gehen wir? → Akkusativ

Dabei gibt es auch einige ähnlich verwendete Verben, bei denen wir zwischen Dativ und Akkusativ unterscheiden müssen.

  • Verben der Bewegung können angeben, wo die Bewegung stattfindet (Dativ) oder wohin sich etwas/jemand bewegt (Akkusativ).
    Beispiel:
    Die Enten schwimmen auf dem See.
    Wo? (Dativ) → Sie befinden sich bereits auf dem See und schwimmen dort ohne bestimmte Richtung herum.
    Die Enten schwimmen auf den See.
    Wohin? (Akkusativ) → Sie schwimmen entweder gerade vom Fluss auf den See oder sie befinden sich am Seerand und schwimmen Richtung Seemitte.
  • Die Verben hängen, stecken und lehnen können ebenfalls Position oder Richtung angeben. Hier können wir uns den Unterschied folgendermaßen merken:
    Hat der Satz kein Objekt, verwenden wir die präpositionale Ergänzung im Dativ.
    Beispiel:
    Das Bild hängt an der Wand.
    Der Schlüssel steckt im Schlüsselloch.
    Die Leiter lehnt an der Mauer.
    Wo? (Dativ) → Subjekt + Verb + Ort
    Hat der Satz ein Objekt oder Reflexivpronomen, verwenden wir die präpositionale Ergänzung im Akkusativ.
    Er hängt das Bild an die Wand.
    Er steckt den Schlüssel ins Schlüsselloch.
    Ich lehne die Leiter an die Wand. / Ich lehne mich an den Baum.
    Wohin? (Akkusativ) → Subjekt + Verb + Akkusativobjekt + Richtung
  • Auch die ähnlich klingenden Verben liegen/legen, stehen/stellen und sitzen/setzen müssen wir uns merken.
    Die Verben liegen, stehen und sitzen geben an, wo sich etwas befindet. Die präpositionale Ergänzung steht im Dativ.
    Beispiel:
    Die Katze liegt/steht/sitzt auf dem Bett.
    Die Vase steht auf dem Tisch.
    Wo? (Dativ) → Subjekt + Verb + Ort
    Die Verben legen, stellen und setzen geben eine Bewegung an, um etwas zu platzieren. Diese Verben brauchen ein Objekt oder Reflexivpronomen. Die präpositionale Ergänzung steht im Akkusativ.
    Beispiel:
    Die Katze legt/stellt/setzt sich auf das Bett.
    Ich stelle die Vase auf den Tisch.
    Wohin? (Akkusativ) → Subjekt + Verb + Akkusativobjekt + Richtung

Keine Ahnung von den Fällen? Zieh nach Berlin! ☺︎

Die in Berlin gesprochene Mundart – Berlinerisch – unterscheidet nicht zwischen Dativ und Akkusativ. Es sind zwar beide Formen gebräuchlich, aber sie werden völlig willkürlich und unabhängig von den Grammatik-Regeln gebraucht. Vor allem der Dativ ist sehr beliebt, auch nach Präpositionen, die eigentlich Genitiv verlangen.

Legendär und auf vielen Souvenirs in Berliner Geschäften zu finden ist: Ick liebe dir.

Du merkst schon – zum Berlinerischen gehören noch weitere Anpassungen (ich = ick und vieles mehr). Vielleicht ist es dann doch einfacher, sich mit den Unterschieden zwischen Genitiv, Dativ und Akkusativ zu befassen …

Kasus bei Ergänzungen mit als

In Appositionen mit als (z. B. du als mein bester Freund) steht die Ergänzungen im selben Kasus wie das Bezugswort, wenn es sich dabei um Nominativ, Dativ oder Akkusativ handelt.

Beispiel:
Du als mein bester Freund solltest das wissen. (Nominativ)
Von dir als meinem besten Freund hätte ich das nicht erwartet. (Dativ)
Dich als meinen besten Freund würde ich nie verraten. (Akkusativ)

Steht das Bezugswort aber im Genitiv, verwenden wir in der Apposition normalerweise Nominativ. Nur wenn die Apposition mit einem bestimmten Artikel beginnt, steht sie wie das Bezugswort im Genitiv; diese Form wird aber nur selten genutzt.

Beispiel:
Der Vortrag des Produktionsleiters als erfahrenster Mitarbeiter der Firma war sehr interessant. (Genitiv → Nominativ)
Der Vortrag des Produktionsleiters als des erfahrensten Mitarbeiters der Firma war sehr interessant. (Genitiv → Genitiv)

Bildung der Fälle/Deklination

Artikel, Nomen, Pronomen und Adjektive müssen dekliniert werden, damit wir den richtigen Kasus/Fall erkennen können. Das ermöglicht uns im Deutschen den Satzbau abwechslungsreicher zu gestalten, ohne dass es dabei zu Missverständnissen kommt. Dies ist in anderen Sprachen nicht ohne Weiteres möglich.

Beispiel:
Die Projektleiterin erklärt ihrem Team die zu erreichenden Ziele.
die Projektleiterin: Subjekt (Nominativ), ihrem Team: indirektes Objekt (Dativ), die zu erreichenden Ziele: direktes Objekt (Akkusativ)
= Ihrem Team erklärt die Projektleiterin die zu erreichenden Ziele.
= Die zu erreichenden Ziele erklärt die Projektleiterin ihrem Team.

Die Deklination für die einzelnen Wortarten kannst du auf den folgenden Seiten lernen und üben: