Das deutsche Gerundiv (zu + Partizip I)

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Was ist das Gerundiv?

Das Gerundiv bilden wir im Deutschen mit zu + Partizip I. Es entspricht einer Passivform mit Modalverb und drückt aus, dass etwas getan werden muss oder kann. Wir verwenden das Gerundiv als Ergänzung zu einem Nomen, das Partizip erhält deswegen eine Adjektiv-Endung und wird dekliniert.

Hier lernst du die Bildung und Verwendung vom deutschen Gerundiv und du übst, Relativsätze in Sätze mit Gerundiv umzuwandeln.

Beispiel

Das Unternehmen hat neue Auszubildende. Sie werden mit häufig durchzuführenden Arbeiten vertraut gemacht und sollen die dafür zu meisternden Probleme gemeinsam lösen. Es sind keine leicht zu absolvierenden Aufgaben und die Teilnehmenden stoßen dabei auf nur im Team zu überwindende Hürden.

Auf diese Weise sind die anzulernenden Jugendlichen viel motivierter in ihrer zu durchlaufenden Ausbildung. Auch später gehen sie an zu erwartende Herausforderungen viel offener und teamorientierter heran.

Vorwissen

Für die Bildung des Gerundivs werden einige Grammatikthemen vorausgesetzt. Klicke die Links an, wenn du die folgenden Themen noch einmal wiederholen möchtest:

Wie bildet man das Gerundiv?

Das Gerundiv bilden wir im Deutschen aus zu + Partizip I + Adjektivendung.

Beispiel:
die zu meisternden Probleme

Normalerweise wird das Gerundiv kleingeschrieben. Es kann aber auch als substantivierte Form vorkommen.

Beispiel:
die Auszubildenden

Ob das Wörtchen zu getrennt davor oder mitten im Wort steht, hängt davon ab, ob es sich um ein trennbares oder nicht trennbares Verb handelt.

Trennbare und nicht trennbare Verben

  • Nicht trennbaren Verben erkennen wir an folgenden Präfixen: be-, emp-, ent-, er-, ge-, miss-, ver-, zer-
    Wie bei den einfachen Verben steht das Wörtchen zu getrennt davor.
Beispiel:
warten (er-) → die zu erwartenden Herausforderungen
  • Trennbare Verben erkennen wir an folgenden Präfixen: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, los-, mit-, nach-, her-, hin-, vor-, weg-, zu-, zurück-
    Hier steht zu zwischen Präfix und Verb und das Gerundiv wird als ein Wort geschrieben.
    Beispiel:
    lernen (an-) → die anzulernenden Jugendlichen
  • Verben mit folgenden Präfixen können trennbar oder nicht trennbar sein: durch-, hinter-, über-, um-, unter-, wider-
    Bei diesen Verben hilft oft nur ein Blick ins Wörterbuch, um die richtige Form zu bilden.

    Beispiel:
    laufen (durch-) → die zu durchlaufende Ausbildung
    führen (durch-) → die durchzuführenden Arbeiten

Gerundiv-Endung

Die Endung beim Gerundiv entspricht der Endung von Adjektiven. Sie richtet sich nach Geschlecht, Zahl und Fall des nachfolgenden Nomens sowie nach dem Artikel.

Beispiel:
Die anzulernenden Jugendlichen sind motiviert. (Nominativ, Plural, bestimmter Artikel)
Sie lösen ihre zu meisternden Probleme gemeinsam. (Akkusativ, Plural, Possessivartikel)
Sie gehen offen an zu erwartende Herausforderungen heran. (Akkusativ, Plural, ohne Artikel)
Sie werden mit häufig durchzuführenden Arbeiten vertraut gemacht. (Dativ, Plural, ohne Artikel)
bestimmter
Artikel*
unbest. Artikel (nur Sg.),
kein, Possessivartikel (mein…)
ohne Artikel
m f/n Pl m f n Pl m f n Pl
Nominativ -e -e -en -er -e -es -en -er -e -es -e
Genitiv -en -en -en -er -en -er
Dativ -en -en -em -er -em -en
Akkusativ -en -e -en -en -e -es -en -en -e -es -e

Wann verwendet man Gerundiv?

Gerundiv wird im Deutschen häufig in der förmlichen Schriftsprache verwendet (Zeitungstexte, Protokolle, Ankündigungen, …). Die Form drückt aus, dass etwas getan werden muss, soll oder kann.

Beispiel:
die zu meisternden Probleme
= Probleme, die gemeistert werden müssen

Mit dem Gerundiv lassen sich Relativsätze einsparen und es fallen Kommas weg, wodurch die Sätze kürzer werden und leichter zu erfassen sind.

Beispiel:
Die anzulernenden Jugendlichen sind viel motivierter in ihrer zu durchlaufenden Ausbildung.
= Die Jugendlichen, die angelernt werden sollen, sind viel motivierter in ihrer Ausbildung, die sie zu durchlaufen haben.

Umwandlung von Relativsätzen ins Gerundiv

Das Gerundiv können wir aus Relativsätzen bilden, wenn es sich dabei um einen Passivsatz mit Modalverb oder um eine entsprechende Ersatzform fürs Passiv handelt (Beispiele siehe unten). Bei der Umwandlung gehen wir folgendermaßen vor:

    1. Wir entfernen das Relativpronomen sowie je nach Relativsatz mögliche Hilfsverben, Modalverben, sich lassen, man, zu, die Adjektivendung -bar usw.
      Beispiel:
      Das sind die Jugendlichen, die in diesem Jahr ausgebildet werden müssen.
    2. Den Rest des Relativsatzes setzen wir in den Hauptsatz zwischen Artikel und Nomen (hier: ………).
      Beispiel:
      Das sind die ………* Jugendlichen. (*in diesem Jahr ausgebildet)
    3. Das Verb wandeln wir ins Partizip I um und hängen die Adjektivendung an. Das Wörtchen zu steht vor dem Partizip (bei trennbaren Verben steht zu zwischen Präfix und Verb).
      Beispiel:
      Das sind die in diesem Jahr auszubildenden Jugendlichen.

So bilden wir das Gerundiv aus verschiedenen Relativsätzen mit Passiv-Bedeutung:

  • Passivsatz mit Modalverb
    – Relativpronomen, Hilfsverb und Modalverb entfernen
    – zu, Verb als Partizip I mit Adjektivendung einfügen
    Beispiel:
    Sie sind viel motivierter in ihrer ……… Ausbildung, die durchlaufen werden muss.
    → Sie sind viel motivierter in ihrer zu durchlaufenden Ausbildung.
    Dativ feminin mit Possessivartikel (in ihrer Ausbildung) → Adjektivendung -en
  • Passivsatz mit erweitertem Infinitiv (zu-Infinitiv)
    – Relativpronomen, zu und Hilfsverb entfernen
    zu, Verb als Partizip I mit Adjektivendung einfügen
    Beispiel:
    Sie sollen die ……… Probleme, die täglich zu meistern sind, gemeinsam lösen.
    → Sie sollen die täglich zu meisternden Probleme gemeinsam lösen.
    Akkusativ Plural mit bestimmtem Artikel (die Probleme) → Adjektivendung -en
  • Passivsatz mit aus einem Verb gebildeten Adjektiv (Endung -bar)
    – Relativpronomen, Adjektivendung -bar und Hilfsverb entfernen
    zu, Verb als Partizip I mit Adjektivendung einfügen
    Beispiel:
    Es sind keine ……… Aufgaben, die leicht absolvierbar sind.
    → Es sind keine leicht zu absolvierenden Aufgaben.
    Nominativ Plural mit Negativartikel (keine Aufgaben) → Adjektivendung -en
  • unpersönliche Form mit man + Modalverb
    – Relativpronomen, man und Modalverb entfernen
    zu, Verb als Partizip I mit Adjektivendung einfügen
    Beispiel:
    Sie werden mit ……… Arbeiten vertraut gemacht, die man häufig durchführen muss.
    → Sie werden mit häufig durchzuführenden Arbeiten vertraut gemacht.
    Dativ Plural ohne Artikel (mit Arbeiten) → Adjektivendung -en
    trennbares Verb → zu steht zwischen Präfix (durch) und Verb (führen)
  • unpersönliche Form mit sich lassen
    – Relativpronomen und sich lassen entfernen
    zu, Verb als Partizip I mit Adjektivendung einfügen
    Beispiel:
    Sie stoßen dabei auf ……… Hürden, die sich nur im Team überwinden lassen.
    → Sie stoßen dabei auf nur im Team zu überwindende Hürden.
    Akkusativ Plural ohne Artikel (auf Hürden) → Adjektivendung -e