Partizipialattribute

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Was ist ein Partizipialattribut?

Partizipialattribute (auch Partizipattribute) sind Partizipien, die wir als Adjektiv vor einem Nomen verwenden. Mit ihnen können wir Relativsätze ersetzen und somit Nebensätze vermeiden. Wenn Partizipialattribute Teil einer Wortgruppe sind, handelt es sich um ein erweitertes Partizipialattribut.

Auf dieser Seite lernst du, wann wir welches Partizip verwenden und welche Relativsätze wir in ein Partizipialattribut umwandeln können. In den Übungen kannst du die Bildung und Umwandlung ausgiebig trainieren.

Unser sehr für den Klimaschutz engagiertes Dorf hat komplett auf Öko-Strom umgestellt. Die pro Jahr benötigte Energie für die hier lebende Bevölkerung gewinnen wir durch Wind- und Solarkraft.

Die im Dorf installierten Windräder und Solarmodule erzeugen sogar mehr Strom als die durch die Anlage zu versorgenden Haushalte benötigen.

Vorwissen

Für die Bildung von Partizipialattributen werden einige Grammatikthemen vorausgesetzt. Klicke die Links an, wenn du die folgenden Themen noch einmal wiederholen möchtest:

Wie bilden wir Partizipialattribute?

Partizipialattribute bilden wir aus dem Partizipformen des Verbs und einer Adjektivendung.

Partizip I (oder Partizip Präsens) ist für alle Verben gleich. Wir bilden es aus Infinitiv + d.

Beispiel:
arbeiten → arbeitend

Partizip II (oder Partizip Perfekt) ist die Perfektform der Verben. Regelmäßigen Verben bilden das Partizip II mit ge…t, für unregelmäßige Verben ist es die 3. Verbform in der Liste der unregelmäßigen Verben.

Beispiel:
arbeiten → gearbeitet
gehen → gegangen

Die Adjektivendung ist abhängig vom zugehörigen Nomen (Kasus, Genus/Zahl, Artikel)

Beispiel:
die funktionierende Anlage (Nominativ feminin, bestimmter Artikel → -e)
ein arbeitendes Windkraftwerk (Nominativ neutral, unbestimmter Artikel → es)
die reparierten Windräder (Nominativ Plural, bestimmter Artikel → -en)

Wann verwenden wir Partizip I oder Partizip II?

Partizipialattribute drücken normalerweise eine Handlung aus, die mit der Zeitform des Verbs übereinstimmt. Je nachdem, ob es sich beim Partizip um eine Handlung im Aktiv oder Passiv handelt, verwenden wir Partizip I oder II.

  • Partizip I verwenden wir für Handlungen im Aktiv.
Beispiel:
Die in diesem Dorf lebende Bevölkerung ist sehr umweltbewusst.
= Die Bevölkerung, die in diesem Dorf lebt, ist sehr umweltbewusst.
  • Partizip II verwenden wir für Handlungen im Passiv.
Beispiel:
Die für das Dorf benötigte Energie gewinnen wir durch Wind- und Solarkraft.
= Die Energie, die für das Dorf benötigt wird, gewinnen wir durch Wind- und Solarkraft.

Aktiv mit Partizip II

Das Partizip II kann auch eine Handlung im Aktiv ausdrücken, die vor der anderen Handlung stattfand. Dies funktioniert aber nur mit Verben, die das Perfekt mit sein bilden – im entsprechenden Relativsatz steht das Verb dann im Perfekt bzw. Plusquamperfekt.

Beispiel:
Das modern gewordene Dorf dient als positives Beispiel für die Energiewende.
= Das Dorf, das modern geworden ist, dient als positives Beispiel für die Energiewende.
Handlung als Partizip (werden – im Perfekt) fand vor der anderen Handlung (dienen – im Präsens) statt

Bei Verben, die das Perfekt mit haben bilden, ist diese Vorzeitigkeit als Partizipialattribut jedoch unüblich.

Umwandlung von Relativsätzen in Partzipialattribute

Die Bildung der Partizipialattribute lernt man bei Deutsch als Fremdsprache häufig über die Umwandlung von Relativsätzen in Partizipialattribute. Was gibt es dabei zu beachten?

Umwandlung mit Partizip I

Bei der Umwandlung in ein Partizipialattribut mit Partizip I muss der Relativsatz ein Aktivsatz sein und das Relativpronomen im Nominativ stehen.

Beispiel:
Die Windräder, die den Strom für das Dorf produzieren, stehen am Dorfrand.
Nominativ Plural im Aktiv (Die Windräder produzieren den Strom fürs Dorf.)

Das Relativpronomen entfällt.

Beispiel:
die den Strom für das Dorf produzieren

Wir setzen den Rest des Relativsatzes in den Hauptsatz zwischen Artikel und Nomen (hier: ………).

Beispiel:
Die ……… Windräder, die den Strom für das Dorf produzieren, stehen am Dorfrand.

Das Verb wird dabei zum Partizip I und bekommt eine Adjektivendung.

Beispiel:
Die den Strom für das Dorf produzierenden Windräder stehen am Dorfrand.
produzieren → produzierend
Nominativ Plural mit bestimmtem Artikel (die Windräder) → Adjektiv-Endung -en

Umwandlung mit Partizip II

Bei der Umwandlung in ein Partizipialattribut mit Partizip II ist der Relativsatz normalerweise ein Passivsatz mit einem Relativpronomen im Nominativ (siehe aber Infokästchen unten).

Beispiel:
Die Windräder, die im Dorf installiert wurden, erzeugen genug Strom für die ganze Bevölkerung.
Nominativ Plural im Passiv (Die Windräder wurden im Dorf installiert.)

Das Relativpronomen und das Hilfsverb für die Passiv-Form entfallen.

Beispiel:
die im Dorf installiert wurden

Wir setzen den Rest des Relativsatzes in den Hauptsatz zwischen Artikel und Nomen (hier: ………).

Beispiel:
Die ……… Windräder, die im Dorf installiert wurden, erzeugen genug Strom für die ganze Bevölkerung.

Das Verb steht bereits im Partizip II. Wir hängen noch die Adjektivendung an.

Beispiel:
Die im Dorf installierten Windräder erzeugen genug Strom für die ganze Bevölkerung.
installiert = Partizip II von installieren
Nominativ Plural mit bestimmtem Artikel (die Windräder) → Adjektiv-Endung -en

Aktiv-Relativsatz in Passiv umwandeln

Wenn der Relativsatz ein Aktivsatz mit Relativpronomen im Akkusativ ist, müssen wir diesen Relativsatz zuerst ins Passiv setzen.

Beispiel:
Durch den Strom, den das Dorf produziert, sind die Einwohner unabhängig vom öffentlichen Stromnetz.
→ Durch den Strom, der vom Dorf produziert wird, sind die Einwohner unabhängig vom öffentlichen Stromnetz.

Anschließend wandeln wir diesen Passivsatz in ein Partizipialattribut um.

Beispiel:
Durch den vom Dorf produzierten Strom sind die Einwohner unabhängig vom öffentlichen Stromnetz.