Substantivierung von Adjektiven und Partizipien im Deutschen
Was sind substantivierte Adjektive?
Substantivierte Adjektive und Partizipien (auch: nominalisierte Adjektive/Partizipien) sind Adjektive (groß, gut …) und Partizipien (lernend, gelernt), die wir als Nomen verwenden. Auf dieser Seite lernst du, wann wir Adjektive und Partizipien großschreiben. Informationen zur Flektion findest du im Kapitel Nomen.
Maria und Alina sprechen beide besser Englisch als Deutsch. Trotzdem sprechen sie deutsch miteinander. Sie lernen nämlich Deutsch in einem B2-Kurs. Sie treffen sich zweimal pro Woche, um alles Wichtige aus dem Deutschkurs zu wiederholen. Das Gelernte bleibt so besser im Gedächtnis, und zu zweit lernt es sich einfach am besten.
Maria und Alima sind die Besten ihres Kurses. Deshalb machen sie sich keine Sorgen, dass die Lernenden nächste Woche Prüfung haben.
Das Ganze hat außerdem noch etwas Gutes: Aus Bekannten sind Freundinnen geworden. Die beiden verbindet sehr viel. Sie lieben die Natur und ihre Lieblingsfarbe ist Grün.
Wann werden Adjektive und Partizipien substantiviert?
Wenn wir ein Adjektiv oder Partizip substantivieren, also großschreiben müssen, steht davor meist …
- ein Artikel (der, die, das, ein, eine …)
- Beispiel:
- Das Gelernte bleibt so besser im Gedächtnis.
- Die Lernenden haben nächste Woche Prüfung.
- eine Präposition, oft verbunden mit einem Artikel (beim = bei dem, vom = von dem …)
- Beispiel:
- Aus Bekannten sind Freundinnen geworden.
- Sie unterhalten sich auf Deutsch.
- ein Possessivpronomen (mein, dein, sein …)
- Beispiel:
- Sie wollen ihr Deutsch verbessern..
- ein Indefinitpronomen (nichts, etwas, alles …)
- Beispiel:
- Sie wiederholen alles Wichtige aus dem Deutschkurs.
- Das Ganze hat noch etwas Gutes.
- ein Demonstrativpronomen (dieses, jenes …)
- Beispiel:
- Dieses Grün ist sehr dunkel.
Besonderheiten bei der Substantivierung von Adjektiven/Partizipien
Anders als substantivierte Verben, die wir nur als neutrales Nomen verwenden (das Lernen), können substantivierte Adjektive und Partizipien auch maskulin oder feminin sein bzw. im Plural stehen.
- Beispiel:
- das Beste (neutral – allgemeiner Gebrauch)
- der Beste (maskulin – männliche Person)
- die Beste (feminin – weibliche Person)
- die Besten (Plural)
Substantivierte Adjektive und Partizipien haben normalerweise eine Endung und werden dekliniert. Mehr Infos dazu findest du im Bereich Grammatik unter Deklination substantivierter Adjektive.
- Beispiel:
- der/die/das Gute – die Guten (Plural) – etwas Gutes
- der/die/das Bekannte – die Bekannten (Plural) – etwas Bekanntes
Groß- oder Kleinschreibung?
Nach einem Artikel oder Pronomen werden Adjektive oder Partizipien nicht automatisch großgeschrieben. Bezieht sich die Eigenschaft nämlich auf ein konkretes Nomen, schreiben wir das Adjektiv klein.
- Beispiel:
- Das Gelernte bleibt im Gedächtnis.
- Das gelernte Wort bleibt im Gedächtnis.
Die Kleinschreibung gilt auch, wenn das Nomen nicht direkt hinter dem Adjektiv steht. Es muss nicht einmal im selben Satz vorkommen oder dieselbe Form haben.
- Beispiel:
- Aus dem ersten Fach meiner Lernkartei sehe ich mir alle Wörter einmal pro Woche an. Jedes gelernte kommt ins zweite Fach.
- alle Wörter → jedes gelernte Wort (1. Satz Plural, 2. Satz Singular)
Nach am schreiben wir das Adjektiv nur groß, wenn sich am durch an dem ersetzen lässt. Wir können zur Probe eine Frage bilden: Können wir fragen An wem?/Woran?, dann handelt es sich um ein Nomen und wird großgeschrieben. Lautet die Frage Wie?, haben wir es mit einem Superlativ zu tun und schreiben das Adjektiv klein.
- Beispiel:
- Ich orientiere mich immer am Besten.
- Frage: An wem?/Woran?
an dem Besten (z. B. am besten Schüler) → Großschreibung - Zu zweit lernt es sich einfach am besten.
- Frage: Wie?
gut–besser–am besten, keine Auflösung mit an dem möglich → Kleinschreibung
Farbadjektive verwenden wir oft ohne Artikel. Sie werden großgeschrieben, wenn wir ohne sonstige Änderungen im Satz vor das Adjektiv das Nomen die Farbe setzen können. Auch hier können wir zur Probe eine Frage stellen: Bei Was? schreiben wir das Adjektiv groß, bei Wie? schreiben wir klein.
- Beispiel:
- Ihre Lieblingsfarbe ist [die Farbe] Grün.
- Was ist ihre Lieblingsfarbe? → Großschreibung
- Das Gras ist grün.
- Wie ist das Gras? → Kleinschreibung
- Die Farbe des Himmels ist Blau/blau.
- Was/Wie ist die Farbe des Himmels? → beide Möglichkeiten sind korrekt
Auch bei Sprachadjektiven ohne Artikel oder Pronomen ist es oft schwer zu erkennen, ob wir groß- oder kleinschreiben müssen. Sprachen werden großgeschrieben, wenn es um die Sprachkenntnisse geht; die Frage zur Probe lautet Was? Wenn es darum geht, in welcher Sprache kommuniziert wird, lautet die Frage Wie? und die Sprache wird kleingeschrieben.
- Beispiel:
- Maria und Alima sprechen beide besser Englisch als Deutsch. Sie lernen Deutsch.
- Was sprechen/lernen sie? (Sprachkenntnisse) → Großschreibung
- Sie sprechen deutsch miteinander.
- Wie sprechen sie miteinander? (Art der Konversation) → Kleinschreibung
Es gibt einige Wortgefüge, bei denen sowohl die Groß- als auch die Kleinschreibung korrekt sind. Einige dieser Wortgefüge, die aus Präposition und Adjektiv bestehen, sind z. B. vor kurzem/Kurzem, bis auf weiteres/Weiteres, von neuem/Neuem, seit längerem/Längerem.
Bei diesen Wortgefügen wird angenommen, dass das Adjektiv substantiviert wird. Aufgrund des fehlenden Artikels ist dies aber nicht eindeutig. Daher werden beide Schreibweisen akzeptiert.
- Beispiel:
- Petra ist bis auf weiteres krankgeschrieben.
Petra ist bis auf Weiteres krankgeschrieben. - Beide Schreibweisen sind korrekt.
- aber:
- Des Weiteren hat sie ihren Urlaub stornieren müssen.
Nächsten Monat versucht sie es aufs Neue. - Hier wird das Adjektiv durch den Artikel eindeutig substantiviert → Großschreibung