Indirekte Rede in der deutschen Grammatik

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Wann verwendet man im Deutschen die indirekte Rede?

Wenn wir berichten, was jemand gesagt hat, verwenden wir meist nicht den originalen Wortlaut (wörtliche Rede), sondern geben den Inhalt nur sinngemäß wieder – wir verwenden die indirekte Rede. Sehr häufig finden wir diese Form in der Presse oder den Nachrichten, wenn Aussagen von dritten Personen sinngemäß wiederholt werden.

Die indirekte Rede wird durch Wendungen eingeleitet.

Beispiele:
Er sagt(e), …
Sie meint(e), …
Er behauptet(e), …
Sie gibt/gab an, …
Er erklärt(e), …
Sie erzählt(e), …
Er stellt(e) fest, …
Sie fragt(e), …
Er berichtet(e), …

Beispiel

Mandy sitzt im Café, in dem Jan arbeitet. Er erzählt ihr Folgendes: „Ich habe eine Fernsehmoderatorin gesehen. Sie war gestern hier und hat ein Eis gegessen.“
Eine Woche später telefoniert Mandy mit einer Freundin: „Ich habe Jan neulich im Café getroffen. Er sagte, dass er eine Fernsehmoderatorin gesehen habe. Sie sei am Tag zuvor dort gewesen und habe ein Eis gegessen.“

Wie wandelt man direkte in indirekte Rede um?

Beim Umwandeln von der direkten in die indirekte Rede müssen wir folgende Punkte beachten:

  • Wir müssen eventuell die Pronomen ändern.
    Beispiel:
    Er sagte: „Ich habe eine Fernsehmoderatorin gesehen.“
    → Er sagte, dass er eine Fernsehmoderatorin gesehen habe.
  • Wir müssen die Verbform anpassen (Konjunktiv verwenden).
    Beispiel:
    Er sagte: „Sie hat ein Eis gegessen.“
    → Er sagte, dass sie ein Eis gegessen habe.
  • Wir müssen Orts- und Zeitangaben ändern, wenn dies nötig ist.
    Beispiel:
    Er sagte: „Sie war gestern hier.“
    → Er sagte, dass sie am Tag zuvor dort gewesen sei.

Aussagesätze in der indirekten Rede

Aussagesätze in der indirekten Rede können wir mit dass oder ohne Konjunktion oder an den Einleitungssatz anhängen.

Beginnen wir die indirekte Rede mit dass, steht das finite Verb am Satzende.

Beispiel:
Er sagte, dass er eine Fernsehmoderatorin gesehen habe.

Beginnen wir die indirekte Rede ohne Konjunktion, steht nach dem Komma ein ganz normaler Hauptsatz (im Konjunktiv). Diese Form ist vor allem üblich, wenn mehrere Sätze in der indirekten Rede aufeinander folgen, ohne dass ein neuer Einleitungssatz dazwischen steht.

Beispiel:
Er sagte, er habe eine Fernsehmoderatorin gesehen. Sie sei am Tag zuvor dort gewesen und habe ein Eis gegessen.

Fragesätze in der indirekten Rede

Ergänzungsfragen leiten wir in der indirekten Rede mit dem Fragewort ein.

Beispiel:
Ich fragte: „Wie sah sie aus?“
→ Ich fragte, wie sie ausgesehen habe/aussah.

Bei Entscheidungsfragen (Fragen ohne Fragewort) beginnen wir die indirekte Rede mit ob.

Beispiel:
Ich fragte: „Hat sie dir Trinkgeld gegeben?“
→ Ich fragte, ob sie ihm Trinkgeld gegeben habe/hat.

Aufforderungen/Bitten in der indirekten Rede

Bei Aufforderungen in der indirekten Rede verwenden wir normalerweise das Modalverb sollen. Wollen wir besonders höflich klingen, nehmen wir mögen (hauptsächlich gehobene Sprache).

Beispiel:
Er sagte zu mir: „Sei nicht so neugierig!“
→ Er sagte, ich solle/soll nicht so neugierig sein.
Er sagte dem Gast: „Kommen Sie doch bitte etwas später wieder.“
→ Er sagte, der Gast möge doch bitte etwas später wiederkommen.

Wir können Aufforderungen und Bitten jedoch auch mit einem Infinitivsatz ausdrücken. Eventuell müssen wir dafür aber einen anderen Einleitungssatz wählen.

Beispiel:
Er forderte mich auf, nicht so neugierig zu sein.
Er bat den Gast, doch bitte etwas später wiederzukommen.

Warum soll man in der Indirekten Rede Konjunktiv verwenden?

In der Alltagssprache verwenden wir im Deutschen die indirekte Rede sehr häufig im Indikativ. In der geschriebenen und gehobenen Sprache sollten wir aber Konjunktiv nehmen. Das hat folgende Gründe:

  • Verwenden wir Indikativ, könnte man daraus schließen, dass wir dem Original-Sprecher glauben bzw. zustimmen.
    Beispiel:
    Walter sagt, dass er krank ist.
    Walter sagt, er ist krank.
  • Verwenden wir Konjunktiv, wird deutlich, dass wir nur wiederholen, was der Original-Sprecher gesagt hat (egal, ob wir ihm glauben oder nicht). Der Konjunktiv ist also eine neutrale Form, deshalb wird in Nachrichten und Zeitungsartikeln die indirekte Rede immer im Konjunktiv wiedergegeben.
    Beispiel:
    Walter sagt, dass er krank sei.
    Walter sagt, er sei krank.

Wie wandelt man die Zeiten in die indirekte Rede um?

Geben wir die indirekte Rede im Konjunktiv wieder, verwenden wir normalerweise die Formen von Konjunktiv I (es sei denn, diese stimmt mit dem Indikativ überein, siehe Verwendung von Konjunktiv II und würde unten).

direkte Rede indirekte Rede
Präsens „Ich gehe.“
„Ich lese.“
Er sagt(e), er gehe.
Er sagt/sagte, er lese.
Perfekt „Ich bin gegangen.“
„Ich habe gelesen.“
Er sagt, er sei gegangen.
Er sagt, er habe gelesen.
Präteritum „Ich ging.“
„Ich las.“
Plusquamperfekt „Ich war gegangen.“
„Ich hatte gelesen.“
Futur I „Ich werde gehen.“
„Ich werde lesen.“
Er sagt, er werde gehen.
Er sagt, er werde lesen.
Futur II „Ich werde gegangen sein.“
„Ich werde gelesen haben.“
Er sagt, er werde gegangen sein.
Er sagt, er werde gelesen haben.

Verwendung von Konjunktiv II und „würde“

Stimmt eine Form des Konjunktivs mit dem Indikativ überein, müssen wir auf andere Formen ausweichen, um deutlich zu machen, dass alle Formen konjunktivisch sind.

  • Stimmt die Form von Konjunktiv I mit dem Indikativ überein, nehmen wir den Konjunktiv II. Dies ist vor allem der Fall bei der 1. Person Singular (ich) sowie der 1. und 3. Person Plural (wir, sie). Oft bevorzugen wir auch in der 2. Person (du, ihr) den Konjunktiv II.
    Beispiel:
    Er sagte: „Sie haben auf uns gewartet.“
    Er sagte, dass sie auf uns gewartet hätten.
    (statt: Er sagte, dass sie auf uns gewartet haben.)
  • Stimmt die Form von Konjunktiv II wiederum mit dem Präteritum des Indikativs überein, verwenden wir die Umschreibung mit würde.
    Beispiel:
    Er sagte: „Sie lachen viel.“
    Er sagte, dass sie viel lachen würden.
    (statt: Er sagte, dass sie viel lachten.)

Info

Verwenden wir in der indirekten Rede Konjunktiv II, obwohl Konjunktiv I möglich wäre, könnte man daraus schließen, dass wir an der Wahrheit der Aussage zweifeln.

Beispiel:
Walter sagt, er sei krank. (neutral)
Walter sagt, er wäre krank. (Zweifel, ob es stimmt)