Konditionalsätze/Bedingungssätze in der deutschen Grammatik

Möchtest du direkt zu den Übungen? Klick hier.

Was ist ein Konditionalsatz?

Ein Konditionalsatz (Bedingungssatz) drückt aus, dass eine Handlung nur unter einer bestimmten Bedingung (= Kondition) stattfindet oder stattgefunden hätte. Die Bedingung steht im Nebensatz mit wenn, die Folge steht im Hauptsatz. Neben wenn können die Nebensätze auch mit außer/nur/sogar wenn oder falls eingeleitet sein, uneingeleitete Konditionalsätze sind ebenfalls möglich.

Hier lernst du, wie man im Deutschen die verschiedenen Konditionalsätze bildet und was wir beachten müssen. Dein Wissen kannst du anschließend in den Übungen testen.

Beispiel

A: Ich bin heute spontan beruflich in Berlin. Wenn ich nachher Zeit habe, besuche ich dich.

B: Ich habe heute einen Nusskuchen gebacken. Wenn du kommst, können wir ihn gemeinsam essen.

A: Wenn ich keine Nussallergie hätte, würde ich gern ein Stück probieren. Aber ich reagiere allergisch auf Nüsse.

B: Wenn ich früher von deinem Besuch gewusst hätte, hätte ich einen anderen Kuchen gebacken.

Welche Verbform verwendet man im Konditionalsatz?

Die Verbform im Konditionalsatz und Hauptsatz ist abhängig davon, ob es sich um eine reale oder irreale Bedingung handelt.

Reale Bedingung

Verbform: Präsens

Eine Bedingung kann vermutlich in der Gegenwart oder Zukunft erfüllt werden, wodurch eine bestimmte Situation ebenfalls möglich wird – es handelt sich um eine reale Bedingung. Für die Bedingung im Nebensatz und das Ergebnis im Hauptsatz verwenden wir Präsens.

Beispiel:
Wenn ich nachher Zeit habe, besuche ich dich.
Wenn du kommst, essen wir den Kuchen gemeinsam.

Irreale Bedingung in der Gegenwart

Verbform: Konjunktiv II (Gegenwart)

Eine Bedingung ist in der Gegenwart nicht erfüllt, deshalb ist eine bestimmte Situation in der Gegenwart oder Zukunft nicht möglich – es handelt sich um eine irreale Bedingung. Für die Bedingung im Nebensatz und das Ergebnis im Hauptsatz verwenden wir Konjunktiv II (Gegenwart).

Beispiel:
Ich reagiere allergisch auf Nüsse. Wenn ich keine Nussallergie hätte, würde ich den Kuchen probieren.

Die regelmäßigen Verben bilden Konjunktiv II mit würde + Infinitiv.

Beispiel:
Wenn ich Nüsse essen würde, würde ich gesundheitliche Probleme kriegen.

Für sein, haben und die Modalverben nehmen wir die echten Konjunktiv-Formen.

Beispiel:
sein: Wenn ich in deiner Gegend wäre, würde ich dich besuchen.
haben: Wenn ich Zeit hätte, würde ich einen Kuchen backen.
Modalverben: Wenn ich Nüsse essen dürfte, könnte ich deinen Nusskuchen probieren.

Alle anderen unregelmäßigen Verben können wir mit würde + Infinitiv verwenden oder mit den echten Konjunktiv-Formen, die aber sehr förmlich klingen.

Beispiel:
Wenn ich Nüsse essen würde, würde ich Atemnot bekommen.
Wenn ich Nüsse äße, bekäme ich Atemnot.

Irreale Bedingung in der Vergangenheit

Verbform: Konjunktiv II (Vergangenheit)

Eine Bedingung in der Vergangenheit wurde nicht erfüllt, deshalb ist eine bestimmte Situation nicht eingetreten – es handelt sich um eine irreale Bedingung in der Vergangenheit. Für die Bedingung im Nebensatz und das Ergebnis im Hauptsatz verwenden wir Konjunktiv II (Vergangenheit).

Beispiel:
Wenn ich von deinem Besuch gewusst hätte, hätte ich einen anderen Kuchen gebacken.

Konjunktiv II für die Vergangenheit bilden wir mit Konjunktiv II (Gegenwart) von sein/haben und dem Partizip II vom Vollverb.

Beispiel:
Wenn ich gestern im Supermarkt gewesen wäre, hätte ich einen Kuchen gekauft.
ich wäre gewesen, ich hätte gekauft

Wortstellung im Konditionalsatz und Hauptsatz

Die Bedingung im Nebensatz wird normalerweise mit wenn eingeleitet. Das konjugierte Verb steht dann am Ende des Teilsatzes.

Beispiel:
Wenn ich Zeit habe/hätte/gehabt hätte …

Das Verb im Hauptsatz steht immer an zweiter Position. Nimmt der Nebensatz die erste Position ein, rutscht das Subjekt hinter das Verb.

Beispiel:
Ich besuche dich, wenn ich Zeit habe.
1. Position: Subjekt (ich), 2. Position: konjugiertes Verb (besuche)
Wenn ich Zeit habe, besuche ich dich.
1. Position: Nebensatz, 2. Position: Konjugiertes Verb (besuche)

Konditionalsätze mit Modalverben

Im Konditionalsatz können wir im Deutschen auch ein Modalverb verwenden.

Beispiel:
Wenn ich Nüsse essen dürfte, würde ich deinen Kuchen gern probieren.
irreale Bedingung der Gegenwart

Das Modalverb steht immer am Ende des Nebensatzes, hinter dem Vollverb.

Beispiel:
Wenn ich dich besuchen kann, rufe ich dich noch einmal an.
reale Bedingung
Wenn ich Nüsse essen dürfte, würde ich ein Stück Kuchen essen.
irreale Bedingung (Gegenwart)
Wenn du mir deinen Besuch gestern schon hättest ankündigen können, hätte ich einen anderen Kuchen gebacken.
irreale Bedingung (Vergangenheit)*

*Modalverben im Konjunktiv II (Vergangenheit)

Im Konjunktiv II (Vergangenheit) verwenden wir Vollverb und Modalverb im Infinitiv. In diesem Fall gilt für den Nebensatz eine besondere Wortstellung: Die Verben stehen am Ende des Nebensatzes in der Reihenfolge konjugiertes Hilfsverb – Vollverb – Modalverb.

Beispiel:
Wenn ich gestern schon von meinem Besuch hätte wissen können, hätte ich dir früher Bescheid gesagt.

Uneingeleitete Konditionalsätze

Am Satzanfang kann das Einleitungswort wenn wegfallen, man spricht dann von einem uneingeleiteten Konditionalsatz. Das konjugierte Verb im Nebensatz steht in diesem Fall an der ersten Position.

Beispiel:
Habe ich nachher Zeit, besuche ich dich. (= Wenn ich nachher Zeit habe, besuche ich dich.)

Bei trennbaren Verben rutscht nur das eigentliche Verb an den Satzanfang, das Präfix bleibt am Ende des Nebensatzes.

Beispiel:
Wenn du bei mir vorbeikommst, freue ich mich.
Kommst du bei mir vorbei, freue ich mich.

Uneingeleitete Konditionalsätze sind im Deutschen für alle Bedingungen möglich.

Beispiel:
Wenn ich Zeit habe … → Habe ich Zeit … (reale Bedingung)
Wenn ich Zeit hätte … → Hätte ich Zeit … (irreale Bedingung, Gegenwart)
Wenn ich Zeit gehabt hätte … → Hätte ich Zeit gehabt … (irreale Bedingung, Vergangenheit)

Auch Konditionalsätze mit Modalverben können uneingeleitet sein.

Beispiel:
Wenn ich kommen kann, … → Kann ich kommen …
Wenn ich kommen könnte … → Könnte ich kommen …
Wenn ich hätte kommen können … → Hätte ich kommen können …

Steht der Nebensatz aber hinter dem Hauptsatz, dürfen wir wenn nicht weglassen.

Beispiel:
Ich besuche dich, wenn ich Zeit habe. (nicht: Ich besuche dich, habe ich Zeit.)

Alternativen zu wenn und Einschränkungen

Wenn oder falls

Da wenn zwei verschiedene Bedeutungen hat, kann man es als Bedingung (konditional) oder zeitlich (temporal) verstehen.

Beispiel:
Wenn ich dich besuche, rufe ich dich an.
konditional: Es ist noch nicht sicher, ob ich dich besuche. Wenn ja, rufe ich dich an.
temporal: Ich besuche dich auf jeden Fall. Ich weiß aber noch nicht, wann genau. Deshalb rufe ich dich vorher an.

Um Missverständnisse zu vermeiden, können wir mit falls stärker hervorheben, dass es sich um einen Konditionalsatz handelt.

Beispiel:
Falls ich dich besuche, rufe ich dich an.

Synonyme zu wenn/falls

Synonym zu wenn/falls verwenden wir in der gehobenen Sprache auch sofern, gesetzt den Fall, dass … vorausgesetzt, dass ….

Beispiel:
Wenn/Falls ich Zeit habe, besuche ich dich.
= Sofern ich Zeit habe, besuche ich dich.
= Gesetzt den Fall, dass ich Zeit habe, besuche ich dich.
= Vorausgesetzt, dass ich Zeit habe, besuche ich dich.

Einschränkungen mit wenn

nur wenn: Der Konnektor nur wenn ist eine noch stärkere Einschränkung und drückt aus, was nur in diesem Fall passiert.

Beispiel:
Nur wenn ich genügend Zeit habe, besuche ich dich.
nur in diesem Fall

außer wenn: Mit außer wenn drücken wir aus, was nur in diesem Fall nicht passiert.

Beispiel:
Ich besuche dich, außer wenn ich nur wenig Zeit habe.
nur in diesem Fall nicht

sogar/selbst/auch wenn: Wollen wir hervorheben, dass etwas trotz einer bestimmten Bedingung passiert, nehmen wir sogar wenn, selbst wenn, auch wenn.

Beispiel:
Sogar wenn ich nur wenig Zeit habe, besuche ich dich.
= Selbst wenn ich nur wenig Zeit habe, besuche ich dich.
= Auch wenn ich nur wenig Zeit habe, besuche ich dich.

Andere Verbformen mit Konditionalsätzen

In den meisten Fällen stimmen die Verbformen im Konditionalsatz und im Hauptsatz überein. Unter bestimmten Bedingungen kann im Hauptsatz aber auch eine andere Form stehen.

Imperativ im Hauptsatz bei realen Bedingungen

Wenn jemand eine Handlung ausführen soll, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist, können wir im Hauptsatz Imperativ verwenden.

Beispiel:
Wenn du nachher wirklich kommst, ruf mich vorher an!
Bedingung: kommen; Aufforderung: anrufen

Futur im Hauptsatz bei realen Bedingungen

Wenn die Handlung im Hauptsatz nur eine Vermutung ist, können wir anstelle von Präsens im Hauptsatz auch Futur nehmen, um diesen Aspekt zu verstärken.

Beispiel:
Wenn du zu mir kommst, wirst du bestimmt die U-Bahn nehmen.
(= Wenn du zu mir kommst, nimmst du bestimmt die U-Bahn.)

Perfekt im Nebensatz bei realen Bedingungen

Die Bedingung kann auch in der Vergangenheit liegen und eine Situation in der Gegenwart beeinflussen. In diesem Fall verwenden wir im Nebensatz mit wenn das Perfekt (bei haben/sein auch Präteritum).

Beispiel:
Wenn du in Berlin schon einmal U-Bahn gefahren bist, wirst du keine Probleme haben.
Wenn du schon einmal in Berlin warst, kennst du das U-Bahn-System bestimmt.

Konjunktiv II bei realen Bedingungen

Wollen wir mit der Bedingung oder dem Hauptsatz eine besonders höfliche Bitte ausdrücken, können wir in diesem Teilsatz Konjunktiv II verwenden.

Beispiel:
Wenn du mir Eier mitbringen könntest, backe ich einen anderen Kuchen.
Wenn du Zeit hast, könntest du vorbeikommen.

Das Verb sollen verwenden wir bei realen Bedingungen oft im Konjunktiv II. Die Bedingung wirkt dadurch etwas unwahrscheinlicher.

Beispiel:
Wenn ich bei einem Bäcker vorbeikommen sollte, bringe ich uns ein Stück Kuchen mit.

sollen im Präsens und Konjunktiv II

Beachte den Bedeutungsunterschied von sollen im Präsens und Konjunktiv II.

Präsens = wenn du willst, dass ich es tue

Beispiel:
Wenn ich beim Bäcker vorbeigehen soll, mache ich das gern.

Konjunktiv II = falls ich das tue

Beispiel:
Wenn ich beim Bäcker vorbeigehen sollte, bringe ich Kuchen mit.
(= Wenn ich beim Bäcker vorbeigehe, bringe ich Kuchen mit.)

Konjunktiv II Gegenwart und Vergangenheit bei irrealen Bedingungen

Manchmal steht das Verb im Konjunktiv II in einem Teilsatz in der Gegenwart und im anderen Teilsatz in der Vergangenheit.

  • Nebensatz Gegenwart, Hauptsatz Vergangenheit
    Ist Bedingung eine Situation in der Gegenwart, die Einfluss auf ein Ereignis in der Vergangenheit hatte, steht der Konditionalsatz (Nebensatz) in der Gegenwart und der Hauptsatz in der Vergangenheit.
    Beispiel:
    Wenn ich keine Nussallergie hätte, hätte ich auf der Feier letzte Woche deinen Kuchen probiert.
  • Nebensatz Vergangenheit, Hauptsatz Gegenwart
    Ist die Bedingung eine Handlung in der Vergangenheit, die Einfluss auf ein Ereignis in der Gegenwart/Zukunft hat, steht der Konditionalsatz (Nebensatz) in der Vergangenheit und der Hauptsatz in der Gegenwart.
    Beispiel:
    Wenn ich einen Kuchen gebacken hätte, könnten wir ihn (nachher) essen.